Nachhaltige Produktion durch Retrofit – ein Gespräch mit Dr. Arne Wall von Adaept Engineering

Warum wir uns über die Einladung gefreut haben
Die Transformation Academy des REFA-Landesverbands Mecklenburg-Vorpommern bringt Praktiker und Forscher an einen Tisch, wenn es um Klimaziele und Wettbewerbsfähigkeit geht. Für uns als Ingenieurbüro mit Wurzeln in der universitären Forschung ist das die perfekte Bühne, um Erfahrungen aus Projekten wie OPTIMUM oder unserer OPC UA-Software für Mikrocontroller zu teilen – und zwar ohne Buzzword-Bingo.
Retrofit kurz & knapp
Retrofit bezeichnet die Nachrüstung bestehender Maschinen mit moderner Hard- und Software, um deren Konnektivität und Automatisierungsgrad zu erhöhen. Nachhaltig ist dieser Ansatz, weil er die Lebensdauer der Anlagen verlängert und so den Bedarf an neuen Rohstoffen sowie die CO₂-Emissionen für Neubauten verringert. Zusätzlich schaffen die gewonnenen Daten Transparenz über Einsparpotenziale und helfen den Energieverbrauch zu optimieren. Weil ressourcenschonende Wartung durch Remote-Diagnosen möglich wird, entfallen aufwändige Technikereinsätze vor Ort.
Geeignete Einstiegsszenarien und technische Voraussetzungen
Im Gespräch schildert Dr. Wall typische Einstiegsszenarien. Besonders gut eignen sich Anlagen, die noch nicht am Ende ihres Lebenszyklus angekommen sind, bereits Sensorik besitzen und deren Schnittstellen dokumentiert sind. Gerade in energieintensiven Prozessen lohnt sich die strukturierte Erfassung von Betriebsdaten, weil sich auf dieser Basis der Verbrauch senken und die Produktqualität steigern lässt. Unternehmen, insbesondere kleine und mittelständische, begegnen dem Thema laut Dr. Wall oft mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis. Häufige Vorurteile lauten, dass relevante Datenpunkte gar nicht zugänglich seien oder Funklöcher eine stabile Übertragung verhinderten. Hier verweist Dr. Wall auf Store-and-Forward-Mechanismen mit OPC UA-Historian, die Daten vor Ort puffern und erst übertragen, wenn die Verbindung zuverlässig steht.
Förderprogramme mindern Kosten
Ein weiterer Punkt sind die Kosten. Dr. Wall betont, dass unterschiedliche Förderprogramme von Energiesparinvestitionen bis hin zu öffentlich geförderten Forschungsprojekten den finanziellen Einstieg erleichtern. Adaept Engineering unterstützt Kunden von der Analyse passender Förderprogramme und begleitet die Umsetzung des individuellen Forschungsvorhabens. Für das interne Personal bringt Retrofit laut Dr. Wall keine Verdrängung, sondern eine Umgestaltung der Aufgaben. Routinetätigkeiten entfallen, während Datenanalyse, vorausschauende Wartung und die Optimierung von Arbeitsabläufen an Bedeutung gewinnen.
Retrofit als langfristige Innovationsplattform der Industrie
Der Podcast wirft auch einen Blick nach vorn. Adaept Engineering sieht Retrofit nicht nur als Brückentechnologie, bis alle Neumaschinen per se vernetzt sind, sondern als dauerhafte Innovationsplattform. Wenn Maschinen über einheitliche semantische Schnittstellen verfügen, lassen sich neue Softwarefunktionen oder KI-Algorithmen später einfach ausrollen, ohne die Hardware anfassen zu müssen. So entsteht eine Produktionsumgebung, in der Bestandsanlagen, moderne Maschinen und cloudbasierte Dienste nahtlos zusammenspielen – ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer wirklich nachhaltigen, datengetriebenen Industrie.
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Die komplette Folge „Nachhaltige Produktion durch Retrofit“ mit Dr. Arne Wall ist auf den gängigen Podcast-Plattformen abrufbar. Wer mehr über konkrete Nachrüstprojekte erfahren oder prüfen möchte, wie sich eine eigene Anlage digital aufrüsten lässt, kann direkt ein unverbindliches Erstgespräch mit Adaept Engineering vereinbaren.
Über den Autor

Fabian Hölzke ist Mitbegründer und Geschäftsführer der Adaept Engineering GmbH, einem Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Softwarelösungen für eingebettete Systeme in industriellen Umgebungen spezialisiert hat, insbesondere unter Verwendung von OPC UA. Er hat einen Master-Abschluss in Elektrotechnik von der Universität Rostock. Derzeit ist Herr Hölzke als Doktorand im Bereich Computertechnik an der Universität Rostock tätig und hat sich auf Technologien des industriellen Internets der Dinge (IIoT) spezialisiert, mit Schwerpunkt auf Fehlermodellierung und -minderung in industriellen Positionierungssystemen. Er hat an Projekten wie der Forschungsinitiative OPTIMUM mitgewirkt, die mit dem ITEA-Preis für herausragende Leistungen ausgezeichnet wurde. Seine Forschungsergebnisse wurden in verschiedenen Fachkonferenzen und Fachzeitschriften veröffentlicht.
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